OEKUMENISCHE GESELLSCHAFT
für Gerechtigkeit, Frieden und
Bewahrung der Schöpfung gem. e. V.


Projektbüro für Nachhaltigkeitsstrategien
Dietrich-Bonhoeffer-Haus
Ziegelstraße 30, 10117 Berlin
Tel.: (030) 28 30 39 -22, Fax: -25
eMail: agendabuero@tbx.berlinet.de


Ergebnisprotokoll

des „Ratschlags der Basisgruppen und Initiativen für
Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“

am 16./17. März 2001 in Kassel


Teilnehmer: Wilfried Becker, Neubrandenburg; Klaus Böhle, Kassel; Ilse und Markus Braun, Diemelstadt; Gerhard Breidenstein, Murrhardt; Hans Diefenbacher, Heidelberg; Erhard Dischler, Grevenbroich; Erika Drees, Stendal; Christa Duesberg, Wolfenbüttel; Hans-Jürgen Fischbeck, Joachimsthal; Josef Göbel, Berlin; Dieter Grande, Dresden; Paulander Hausmann, Wethen; Michael Held, Bad Hersfeld; Jürgen Holzheuer, Warburg; Friedrich Huth, Groß Beeren; Wolfgang Kowallick, Münster; Gerhild Kramer, Dassel; Hans-Jürgen Kuschel, Neubrandenburg; Heiko Lietz, Mühl Rosin; Johanna Moltmann-Hermann, Bad Wurzach; Josef Nievelstein, Wegberg; Verena Onken-v.Trott, Kassel; Gunter Pistorius, Berlin; Georg Pohler, Baalsdorf; Beate und Peter Schäfer, Reutlingen; Martin Schuler, Diemelstadt-Wethen; Franz Segbers, Daaden; Sepp Stahl, Teugn; Hans Alfred Treid, Ökumenische Werkstatt Kassel; Reinhard Voss, Wethen; Klaus Wazlawik, Berlin; Reiner Weiß, Baunatal; Bernd Winkelmann, Bodenstein. Protokoll: Gunter Pistorius (abgestimmt mit Heiko Lietz).


Tagesordnung 16.3.01, Abend:

  1. Begrüßung (Paulander Hausmann)
  2. Kurze Vorstellungsrunde
  3. Informationen zum Entwicklungsstand des Prozesses und zu den erreichten Ergebnissen seit dem letzten Ratschlag im November 1999 (Bernd Winkelmann)
  4. Vorstellung des Projektes „Umsetzen von Nachhaltigkeitsstrategien im kirchlichen Bereich“ (Heiko Lietz)
  5. Diskussion zu (3) und (4)


zu 1.
Paulander Hausmann eröffnet den Ratschlag, begrüßt die Anwesenden und erinnert an den letzten Ratschlag im November 1999. Leider können mehrere langjährige Akteure heute und/oder morgen nicht teilnehmen. Paulander Hausmann wünscht der Versammlung ein gutes Gelingen und einen gesegneten Verlauf.


zu 2.
Die Anwesenden stellen sich namentlich vor und gehen dabei auch kurz auf ihr jeweiliges (haupt- und/oder ehrenamtliches) Arbeitsgebiet im Prozess ein.


zu 3.
Bernd Winkelmann lässt den letzten Ratschlag vom November 1999 kurz Revue passieren. Eine wichtige Festlegung von damals konnte leider nur mit zeitlicher Verzögerung eingehalten werden: jährlich einmal einen Ratschlag der Basisgruppen und Initiativen durchzuführen. Das hat Gründe, die mit dem Projekt zusammenhängen, zu dem im Anschluss Heiko Lietz referieren wird. Im November 2000 fand anstatt des Ratschlags nur eine erweiterte Koordinationskreissitzung mit Vertretern der drei Arbeitsgruppen (s.u.) statt. Diese Koordinationskreissitzung sollte aber nicht als „Ersatz“ für den Ratschlag 2000 gewertet werden. Der fällige Ratschlag 2000 wird deshalb, wenn auch verspätet, ordnungsgemäß heute und morgen (16./17.3.2001) stattfinden, der Ratschlag 2001 dann im November 2001. Bernd Winkelmann erinnert an weitere Festlegungen des letzten Ratschlags, nämlich

Die „aktive Beteiligung an der Fastenaktion 2001“ konnte nicht so organisiert werden, wie dies ursprünglich geplant war. Der Grund liegt einfach darin, dass die Zahl der Akteure sich auf ganz wenige Einzelkämpfer beschränkt. Wir werden morgen dazu noch Näheres von Gerhard Breidenstein hören. Das ganze Thema „Konsumbefreiung/Lebensstil“ ist damit aber nicht „abgehakt“, es steht weiterhin ganz zentral in unserm Blickfeld.

An der Vorbereitung der geplanten Fachtagung 2002 und der großen Basisversammlung 2004 wird kontinuierlich gearbeitet. Der Koordinationskreis hat heute Nachmittag dazu entsprechende Festlegungen getroffen. Es ist noch viel Arbeit im Detail zu tun, aber es geht voran. Interessierte Akteure können das Protokoll der Koordinationskreissitzung vom Projektbüro anfordern und sich dort über die Einzelheiten informieren.

Die drei o.g. AGs werden im einzelnen morgen noch ausführlich über ihre Arbeit berichten sowie mögliche Arbeitsergebnisse vorstellen. Zur o.g. Festlegung soll an dieser Stelle hier also nur folgendes gesagt werden: Die AGs wurden gegründet und arbeiten. Allen Anwesenden liegen die entsprechenden Diskussionspapiere der drei AGs vor, die mit der Bestätigung der Anmeldung verschickt wurden. Zusätzliche Exemplare liegen auf dem Büchertisch aus. Nach umfassender Diskussion auf diesem Ratschlag 16./17.3.2001 sollen dann als nächstes von den Arbeitsgruppen Zwischenberichte angefertigt werden, die in den Ratschlag im November 2001 einfließen werden. Daraus wird dann das entsprechende Arbeitsmaterial für die Fachtagung im Februar 2002 zu erarbeiten sein.

Zur o.g. Festlegung bezüglich der damaligen Projektidee kann gesagt werden, dass die Idee inzwischen umgesetzt wurde. Von Akteuren aus dem Koordinationskreis wurde unter intensiver Mitarbeit der Köpenicker Lokale-Agenda-Akteure eine Projektbeschreibung erarbeitet. Ein dazu passender Förderantrag wurde im September 2000 beim BMU/UBA eingereicht. Die Organisierung und Koordinierung hatte Klaus Wazlawik in Händen. Es musste schnell reagiert werden. Innerhalb von 8 Wochen musste der Antrag unter Dach und Fach sein. Ansonsten wäre er im Jahre 2000 nicht mehr bestätigt worden und es hätte sowohl große zeitliche Verzögerungen als auch mögliche Abstriche - den Leistungsumfang betreffend - gegeben. Aus diesem Grunde musste der Ratschlag 2000 auf März d.J. verschoben werden. Es war ganz einfach wichtig, alle Kraft darauf zu verwenden, das Projekt bestätigt zu bekommen. Der Projektantrag von Anfang September 2000 wurde Mitte November 2000 vom UBA bestätigt. Die Aufgabenstellung ist darin umfassend konkretisiert. Träger ist die Ökumenische Gesellschaft für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung e.V. Die Fachaufsicht obliegt dem Koordinationskreis, der inzwischen auch Mitglied der Ökumenischen Gesellschaft geworden ist. Das Projekt hat eine Laufzeit von 2 Jahren. Lt. Stellenplan sind 2 Personen anzustellen. Mit Wirkung vom 15.11.2000 hat der Geschäftsführende Vorsitzende der Ökumenischen Gesellschaft mit den beiden Arbeitnehmern jeweils auf zwei Jahre befristete Arbeitsverträge abgeschlossen. Das Projektbüro befindet sich in Berlin. Soviel an dieser Stelle nur kurz zu den Rahmenbedingungen der Umsetzung der auf dem letzten Ratschlag formulierten Projektidee. Der Projektleiter Heiko Lietz wird das Projekt gleich im Anschluss vorstellen und auch einiges dazu sagen, was die beiden Mitarbeiter des Projektbüros bisher erreicht haben und woran z.Zt. gearbeitet wird.


zu 4.
Heiko Lietz gibt einen Bericht (Anlage) und stellt das Projekt darin ausführlich vor.


zu 5.
Im Anschluss an den Bericht wird die Diskussion für Fragen und Antworten zu den Ausführungen von Bernd Winkelmann sowie zum Projektbericht von Heiko Lietz freigegeben.
Hier nun die wichtigsten Fragen und Antworten:

Fragen:

Zusammenfassung der Antworten: Tagesordnung für Samstag, 17. März 2001:
  1. Morgenandacht
  2. Zwei Impulsreferate
  3. Aussprache zu den Impulsreferaten
  4. Berichte aus den drei Arbeitsgruppen „Gerechtigkeit heute“ (Josef Göbel /Hans-Jürgen Fischbeck), „Frieden heute“ (Dieter Grande), „Schöpfungsbewahrung heute“ (Bernd Winkelmann). Im Anschluss an jeden Bericht jeweils nur kurze Verständnisfragen
  5. Aussprache zu den Berichten
  6. Aussprache zu Inhalt und Stategie für die weitere Arbeit mit entsprechenden Festlegungen
  7. Reisesegen


zu 2.
Die Kurzfassung des Impulsreferates von Franz Segbers ist als Anlage beigefügt. Eine Kurzfassung des Impulsreferates von Hans Diefenbacher wird nachgereicht.


zu 3.
Die Ausführungen von Franz Segbers werden mit breiter Zustimmung aufgenommen, wobei der Kontrast zur „real existierenden Welt“ durchaus wahrgenommen wird. Hans Diefenbacher gibt zu bedenken, dass dem „absolut gesetzten Markt“ nicht eine „absolute Kritik des Marktes“ entgegengesetzt werden dürfe. Zum Beitrag von Hans Diefenbacher meldet sich Klaus Wazlawik zu Wort und macht darauf aufmerksam, dass auch die vorgestellten Modelle die Wirklichkeit nicht vollständig abbilden können, z.B. fehlt in ihnen die kulturelle und die globale Dimension. Wichtig wäre es, immer wieder die inhaltlichen Verknüpfungen von konziliarem und Agenda 21-Prozess zu betonen. Beide Prozesse sind eine Kampfansage an die herrschende Vergötzung des Mammons. Ein anderer Beitrag betont, dass es nichts Un-Ökologischeres als die Missachtung ökonomischer Regeln gibt. Schon deshalb spielt die Ökonomie immer eine ganz entscheidende Rolle und darf niemals an den Rand der Betrachtung gerückt werden. In einer weiteren Wortmeldung wird darauf hingewiesen, dass außergewöhnliche gesellschaftliche Situationen außergewöhnliche Maßnahmen verlangen. In einer revolutionären Situation können z.B. zeitweilig sowohl ökonomische Gesetze als auch ökologische Maßnahmen völlig außer Kraft gesetzt werden, d.h. die einzelnen Seiten des „Dreiecks“ haben nicht immer und überall dieselbe Wichtung. Hans Diefenbacher unterstreicht abschließend noch einmal die Notwendigkeit eines differenzierten Herangehens an das komplexe Beziehungsgeflecht von Ökonomie, Ökologie, Sozialem und Partizipation.


zu 4.
Den Teilnehmern des Ratschlags liegen die Arbeitspapiere der drei Arbeitsgruppen vor. Die o.g. Referenten berichten aus ihrer Arbeit in den Arbeitsgruppen und stellen die derzeitigen Arbeitsergebnisse vor.

Für die AG ‚Gerechtigkeit heute’ betont Josef Göbel, dass es eine die 3 AGs übergreifende Einleitung geben müsse. Des weiteren müsse es eine gemeinsame Systematik für die Texte der 3 AGs geben. Er plädiert dafür, dass Ansprechpartner der Texte die Kirchen, Gemeinschaften und wir selber sind, verbunden in der Frage, was wir in unserer Gemeinschaft umsetzen können. Er schlägt vor, dass sich die Gesamtsystematik an die Texte der ökumenischen Versammlung Dresden 1989 anlehnen sollte.

Für die AG ‚Frieden heute’ führt Dieter Grande aus, dass der Begriff der Nachhaltigkeit bisher in der Friedensdiskussion keine Rolle spielt. Es ist zu überprüfen, wie weit die bisher getane Arbeit der AG in das Projekt ‚Nachhaltigkeitsstrategien’ hineinpasst. Welche Rolle kommt heute dem Militär zu? Ist es dazu da, ökonomische Interessen mit anderen Mitteln fortzusetzen?

Ilse Braun und Gerhard Breidenstein stellen für die AG ‚Schöpfungsbewahrung heute’ das Buch „Genuss und Nachhaltigkeit“ von Dan Jakubowicz vor. An einer zweiten überarbeiteten Auflage dieses bisher nur in einem Verlag in Österreich erschienenen Buches wird gearbeitet. Die Gruppe „Schöpfungsbewahrung heute“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die in diesem Buch entwickelte Idee einer „Kampagne“ in ihre Arbeit zu integrieren. Wenn die Kampagne fruchten soll, müssen aber noch viele weitere Mitstreiter gewonnen werden. Es müssen Finanzmittel dafür akquiriert werden und das Buch muss auf „deutsche Verhältnisse“ umgeschrieben werden. Dafür sollte das Wuppertal-Institut gewonnen werden. Es ist außerdem daran gedacht, die spirituelle Dimsension in einem eigenen Kapitel zu thematisieren. Gerhard Breidenstein fragt an, inwieweit die „erdrückend gefüllte“ Aufgabenstellung für das Projekt überhaupt noch Chancen offen lässt, dass das Projektbüro in Berlin in diese Kampagne mit eingespannt werden kann. Die Akteure für die Kampagne wollen mit einem eigenen Logo in Erscheinung treten, eine große Plakatierungsaktion in Angriff nehmen und eine eigene website im Internet erstellen. Die Akteure bitten um ein Votum (einen „Tendenzbeschluss“) des Ratschlags.


zu 5.
Aussprache zu den Berichten:

Zum Beitrag der AG ‚Gerechtigkeit heute’: Es wurde angemerkt, dass die Punkte 2 bis 4 des AG-Berichts noch stärker inhaltlich ausgefüllt werden müssen. Zu den Vorschlägen, eine alle AGs übergreifende Systematik für die Texte festzulegen, konnte sich das Plenum zu diesem Zeitpunkt noch nicht entschließen. Es wurde intensiv darüber beraten, ob es ratsam ist, eine alle Arbeitsgruppen einschließende Systematisierung vorzunehmen. In dem Text müsste deutlicher die Nord-Süd-Dimension sowie die damit verbundenen Ungerechtigkeiten in der globalisierten Welt verankert werden. Es wurde hervorgehoben, dass das vorliegende Papier eine gute Ausgangsbasis für die weitere Arbeit ist.

Zum Beitrag der AG ‚Frieden heute’:
Da im vorgelegten Text erst in Umrissen erkennbar war, wie sich die weitere Arbeit der AG gestalten würde, wurden vom Plenum noch einige wichtige Empfehlungen gegeben, die auch eine Erweiterung der bisherigen Themenschwerpunkte einschlossen. Sie sollen hier kurz im einzelnen wiedergegeben werden:

Fragen und Empfehlungen:

Zum Beitrag der AG ‚Schöpfungsbewahrung heute’:
Der Ratschlag gibt den „Tendenzbeschluss“ für die Kampagne ab. Auf dem Ratschlag im November 2001 soll der „Startschuss“ für eine entsprechende Kampagne im Jahre 2002 gegeben werden, die bis zum Ökumenischen Kirchentag 2003 gehen soll. Der Ratschlag im November 2001 wird thematisch mit zwei wichtigen Tagesordnungspunkten ausgefüllt sein: Erstens die Vorbereitung der Fachtagung; zweitens die Vorbereitung der „Kampagne“. Die Kampagne muss aber nicht nur organisatorisch und logistisch gut vorbereitet werden, sondern auch inhaltlich. Dazu wird die AG auf Hans Diefenbacher zugehen, um das mit ihm abzustimmen. Neben der sich neu konstituierenden AG ‚Kampagne’ setzt die AG ‚Schöpfungsbewahrung heute’ die Arbeit fort. Für beide AGs werden noch weitere Mitstreiter gesucht.

Es wurde auch Kritik an der bisherigen Arbeitsweise der Gruppen geübt. Der ursprünglich vorgeschlagene Versuch, die Gruppenarbeit möglichst über Internet abzuwickeln und so zu brauchbaren Ergebnissen zu kommen, fand bei verschiedenen Gruppenmitgliedern nicht die nötige Zustimmung. Auf diese Einwände soll zukünftig Rücksicht genommen werden.


zu 6.
Aussprache zu Inhalt und Stategie für die weitere Arbeit mit entsprechenden Festlegungen

Insgesamt befinden sich die AGs auf dem richtigen Weg, die zentralen Schwerpunkte des konziliaren Prozesses zu aktualisieren. Bevor es zu einer übergreifenden Systematisierung kommt, sollten die AGs bis zum nächsten Ratschlag erst einmal eigenständig weiterarbeiten. Spätestens dann muss auch geklärt werden, wer Adressat der Texte ist und welche konkrete Aufgabe sich die ökumenische Basisversammlung 2004 stellt.

Folgende Festlegungen wurden getroffen:


Die nächsten Termine noch einmal im Überblick:
4./5. Mai 2001 Koordinationskreis Berlin
13.-17. Juni 2001 Ev. Kirchentag Frankfurt/Main
8. September 2001 Koordinationskreis
9./10. November 2001 Ratschlag Kassel
14.-17. Februar 2002 Ökumen. Fachtagung Schwerin